Dienstag, 9. Oktober 2012

Inka Loreen Minden

Einen schönen Abend wünsch ich allen. Es ist wieder mal Zeit für ein Interview und ich freue mich ganz besonders darüber, dass die wirklich schwer beschäftigte Inka Loreen Minden sich die Zeit genommen hat, um mir ein paar hoffentlich originelle Fragen zu beantworten. ;)
Ich hoffe, ihr genießt die folgenden Minuten. Viel Spaß und bis zum nächsten Mal….


1.Dein Name ist ein Anagramm deines richtigen Namens. Wie lange hat es gedauert, bis du das Pseudonym Inka Loreen Minden ausgetüftelt hast und wie bist du überhaupt auf die Idee gekommen, dir auf diese Weise ein Alter Ego anzueignen?

Da ich ursprünglich Jugendbücher schreiben wollte und Erotik mal so als Idee für zwischendurch gedacht war, musste natürlich ein anderer Name her, um diese beiden unterschiedlichen Genres strikt voneinander zu trennen. Allerdings wollte ich einen Bezug zu meinem echten Namen und da fiel mir spontan das Anagramm ein. Ich habe lange getüftelt, hatte viele witzige Namen, von Anemone Drinklein bis Leonie Darkminnen – am Ende wurde es Inka Loreen Minden. Inka deshalb, weil meine Mutter mich eigentlich so nennen wollte, aber dann bin ich doch eine Monika geworden.

2.Du hast erst vor ein paar Jahren angefangen professionell zu schreiben und bist sehr erfolgreich. Hast du je mit so einer Entwicklung gerechnet, bzw. mit diesem Ziel darauf hingearbeitet, oder hat sich dein Hobby quasi verselbständigt? 

Nein, damit hatte ich nie gerechnet. Nach meiner Elternzeit war sehr schnell klar, dass ich nicht in meinen alten Job (Zahntechnik) zurück konnte, nicht, wenn ich keine Oma in der Nähe habe, die mein Kind vom Kindergarten abholen kann. Einen Halbtagesjob in dieser Branche zu finden ist zudem auch unrealistisch, das hat mir die nette Dame vom Arbeitsamt auch gleich unterbreitet. Tja, jetzt blieb mir die Möglichkeit, im Supermarkt Regale einzuräumen oder meinen Kindheitstraum zu verwirklichen: Schriftstellerin werden.
Dank meiner lieben Beraterin habe ich ein halbes Jahr lang einen Existenzgründungszuschuss erhalten (nach riesigen bürokratischen Hürden, aber da hab ich mich durchgebissen), um meinem Traum näherzukommen.
Ich war sehr realistisch eingestellt, was eine mögliche Karriere betraf, die ich mir zu maximal 5 % ausrechnete. Damals gab es auch noch nicht all die Möglichkeiten für Autoren, Werke so einfach selbst zu veröffentlichen wie heute. Da hieß es: Verlage abklappern. Und das habe ich gemacht. Zuerst die kleinen, denn bei den Großverlagen rechnete ich mir erst recht keine Chancen aus. So habe ich mich quasi von unten nach oben gearbeitet und war dann erstaunt und erfreut, wie eines zum anderen kam. Und heute ist es tatsächlich so, dass die Verlage bei mir anfragen, ob ich etwas für sie schreiben möchte, was ich manchmal noch immer nicht ganz realisieren kann.

3.Wie ehrgeizig bist du und kann man diesen Ehrgeiz sinnvoll mit der eigenen Kreativität verknüpfen, ohne dabei den Blick und das Gespür für seine Plots zu verlieren?

Sehr ehrgeizig. Leider. Das führt zu einer 80 Stunden Arbeitswoche und dass ich meine Familie manchmal vernachlässige. Ich musste in den letzten sechs Jahren hart für meine Ziele kämpfen. Immer wieder wurden mir Steine in den Weg gelegt, doch das hat mich nur ehrgeiziger gemacht. Ich bin eher die Kämpfernatur. Schreiben ist meine große Liebe (neben meinem Mann ;-) und mein Lebenselixier. Meine Muse tritt mich unentwegt (ich nenne sie meinen inneren Sadisten).
Dieser Ehrgeiz führt dazu, dass ich mich ständig weiterentwickle, hart an meiner Schreibe arbeite. Man lernt nie aus, auch nach sechs Jahren nicht nicht, und ich freue mich immer, wenn ich etwas Neues kennenlerne und dazulerne. Zudem arbeite ich privat mit einer wunderbaren Lektorin zusammen, die all meine Texte liest und sehr kritisch beäugt, bevor sie an die Verlage gehen.
Mir wurde nichts geschenkt, mir ist nicht zugeflogen. Ich denke, Wunschziele erreicht man nur, wenn man darauf zusteuert, und das geht oft nur mit Tränen, Schweiß und starkem Durchhaltevermögen. Dabei bin ich meiner Muse auch sehr dankbar, dass sie mich noch nie im Stich gelassen hat und weiterhin mit Ideen beliefert.

4.Du hast bislang viel Erotik geschrieben, hast aber nun deinen Roman „Wächterschwingen“ beim Sieben Verlag herausgebracht. Wirst du in Zukunft vermehrt in andere Genres abtauchen, oder bleibt die Erotik dein Steckenpferd?

Der Erotik werde ich wohl nicht so schnell den Rücken kehren, allerdings möchte ich andere Genres ausbauen, mehr Romantasys schreiben oder auch Jugendbücher. Mein erstes Buch für jugendliche Leser liegt gerade einem großen Verlag vor, der es veröffentlichen möchte. Leider darf ich dazu noch nicht mehr sagen, aber ich freue mich riesig auf diese Veröffentlichung.

5.Das digitale Zeitalter bringt viele Vorteile. Bücher werden in Sekundenschnelle verschickt und man kann sie bequem auf dem Reader lesen. Doch es gibt auch negative Aspekte. Illegale Plattformen schießen wie Pilze aus dem Boden und bieten eigentlich kostenpflichtige und oftmals brandneue Bücher gratis zum Download an.  Wie besorgt bist du als Autorin über diese Entwicklung und welche Gefahren birgt sie?

Oh ja, ein heißes Thema, immer wieder diskutiert. Mal anders gefragt: Wem würde es gefallen, 80 Stunden in der Woche zu arbeiten und dafür nicht entlohnt zu werden? Ich glaube, da hätte jeder was dagegen. Keiner kann von Luft und Liebe leben. Auch wir Autoren müssen unsere Rechnungen bezahlen. Ich habe sogar schon von Schriftstellerinnen gehört, die das Schreiben aufgegeben haben, weil sie dieses Thema so frustriert und auch ihre Existenz bedroht hat.
Viele denken leider, das Internet sei ein Selbstbedienungsladen, in dem es alles umsonst gibt. Andere sind auch sehr unbedarft und denken gar nicht darüber nach, wie sehr sie Verlagen und Autoren dadurch schaden oder dass sie überhaupt eine Straftat begehen.
Jeder sollte sich im Klaren sein, dass er eine illegale Kopie weitergibt, sobald er ein E-Book weiterreicht und die eigene Datei nicht vom Rechner löscht. Viele argumentieren dann: Ein Buch kann ich ja auch weiterverkaufen bzw verschenken. Ja, ein Buch ist dann aber nicht mehr im eigenen Besitz, außer man kopiert die Seiten (was ja auch verboten ist). Wenn jeder so denken würde, gäbe es bald keine neuen Bücher mehr, weil sich so weder Verlage noch Autoren finanzieren können.
Um dieser traurigen Entwicklung entgegenzuwirken und damit die ehrlichen Leser sich noch länger an neuen Geschichten erfreuen können, arbeiten viele Verlage mittlerweile mit Anwälten oder anderen Einrichtungen zusammen, die sich erfolgreich um diese Fälle kümmern.
Das zu wissen, verringert meine Besorgnis. Außerdem ist das Thema an sich ja nicht neu, die Film- und Musikbranche hat(te) ja dasselbe Problem. Darunter leiden müssen dann immer die ehrlichen User (siehe Kopierschutz, etc). Ich werde die E-Books, die ich selbst herausgebe, aber weiterhin ohne Kopierschutz anbieten, denn dazu sind mir meine ehrlichen Leser einfach zu wichtig und ich möchte sie schon gar nicht für die Taten anderer bestrafen.

6.Beschreibe deinen perfekten Tag!

Mein Tag ist perfekt, wenn die Sonne scheint, ich mich gesund fühle, es meiner Familie gut geht und ich mein Arbeitspensum schaffe.

7.Was muss ein Buch haben, um dich persönlich als Leserin anzusprechen?

Es muss mich fesseln, am besten schon von der ersten Seite an. Eine Liebesgeschichte brauche ich ebenfalls, denn die Jahre, in denen ich ausschließlich Thriller gelesen habe, sind vorbei. Ich brauche was fürs Herz und zum Wegträumen.

8.Heute wird einem das Romane schreiben durch diverse Textverarbeitungsprogramme sehr erleichtert. Könntest du dir vorstellen einen kompletten Roman nur auf einer einfachen Schreibmaschine zu verfassen?

Himmel, nein! Das ginge gar nicht, wo ich meine Texte mindestens zehn Mal überarbeite, ständig im Dokument hin und her springe, überall kunterbunte Anmerkungen mache … Für mich unvorstellbar.

9.Du bist ja eine schwer beschäftigte Frau. Hast Familie, bist (laut eigener Aussage) Mädchen für alles beim Dead Soft Verlag und wenn ich korrekt informiert bin, machst du auch ab und an Lektorate. Wird dir das nicht manchmal zu viel?

Das stimmt. Lektorate mache ich allerdings schon länger nicht mehr, weil mir das tatsächlich zu viel wurde. Ich kam kaum noch zum Schreiben, doch das ist ja meine große Leidenschaft und damit verdiene ich auch meine Brötchen. Deshalb habe ich das abgegeben. Meine Herausgebertätigkeit habe ich ebenfalls eingestellt. Mittlerweile erhalte ich so viele Aufträge und habe teilweise enge Abgabetermine, dass ich das andernfalls nicht mehr geschafft hätte.

10.Wenn du einen Nachmittag mit einer Person des Weltgeschehens verbringen dürftest, wer dürfte sich auf ein paar Stunden in deiner Gesellschaft freuen?

Puh, sehr schwere Frage, spontan tendiere ich zwischen dem Dalai Lama und Hugh Jackman :-)))



Vielen Dank an Inka für das tolle Interview und wir wünschen weiterhin so viel Erfolg, auch in den neuen Genres.

Mit den besten Grüßen von

Karin, Tasha und Vivian

Jane Christo

Guten Abend!

Die reizende Jane Christo hat mir ein paar Fragen beantwortet und die Antworten will ich euch natürlich vorenthalten. Ich hoffe, ihr habt viel Spaß mit dem Interview. Dann will ich euch mal nicht länger auf die Folter spannen. Here we go….


1. Sie haben mit „Blanche, der Erzdämon“ einen Debütroman vorgelegt, der ganz wunderbar Fiction und Wirklichkeit vermischt. Was finden Sie so faszinierend an paranormalen Elementen und warum erfreut sich Ihrer Meinung nach dieses Genre einer solchen Beliebtheit?


Ausflüge ins Paranormale erlauben mir Elemente, Settings oder Eigenschaften von Personen, die ich betonen möchte, hervorzuheben. Also, über das Normale hinaus. Möchte ich z.B. über bestimmte Aspekte der Hölle schreiben, erleichtern Figuren wie Dämonen, Art und Wesen der Hölle aufzuzeigen, so, wie ich sie rüberbringen möchte – um mal ein Beispiel zu nennen.
Warum sich dieses Genre insgesamt großer Beliebtheit erfreut kann ich mir damit erklären, dass Bücher dieser Art eine Abwechslung und gleichzeitig eine Abgrenzung zum Alltag sind. Sie heben den Leser über das alltäglich Normale hinaus, spornen die Fantasie an und laden zum Träumen ein.

2. Können Sie Ihren Hauptprotagonisten Beliar mit einem Wort beschreiben?


Der erfahrene Verlust hat ihn zutiefst verletzt. Mit Blanche wittert er eine neue Chance darum geht er so entschlossen vor. Entschlossenheit wäre also das Wort, das im 1. Band am Stärksten auf ihn zutrifft.


3. Wenn Sie heute ein Buch in die Hand nehmen, können Sie das noch genießen und dabei abschalten, oder fangen Sie an gedanklich den Inhalt/ Aufbau zu sezieren, um möglich viel Positives für ihren eigenen Schreibstil herauszuziehen?


Tatsächlich entwickelt sich die Auswahl meiner Lektüre zunehmend zu einem Problem. Das fing allerdings schon mit meiner Arbeit als Redakteurin an. Je mehr Kriterien ich sammle bzw. je mehr ich über das Schreiben, den Aufbau von Texten lerne, desto schwieriger wird es, mich auf Geschichten einzulassen, die diese Kriterien nicht erfüllen. Wenn z. B. mein Lesefluss durch abrupte Perspektivwechsel unterbrochen wird, Figuren allesamt mit derselben Stimme sprechen, der Spannungsbogen durch Gewalttätigkeit anstatt durch den Inhalt aufgebaut wird – wenn die Informationsvergabe nicht stimmt oder kurz: wenn mich zu viele Unstimmigkeiten anspringen, kann ich ein Buch nicht genießen. Das kommt leider immer häufiger vor und ist ein bisschen schade.

Andererseits kann mich ein Buch umso mehr begeistern, wenn das ganze Paket stimmt. Das hatte ich kürzlich mit dem Roman „Easy“ von Tammara Webber. Das war eine Geschichte, die mich nachhaltig und auf vielen Ebenen inspiriert hat.


4. Haben Sie sich jemals über eine Kritik oder Anmerkung eines Lesers geärgert?

Nicht wirklich. Es gab Rezensionen, die Passagen im „Erzdämon“ kritisiert haben, die ich nie geschrieben habe. Auf Nachfrage – das war in einer Leserunde – konnte mir die Leserin die in der Rezension beschriebenen Stellen nicht nennen. Das war leider keine Ausnahme. So gab es Leser, die in ihrer Buchbesprechung die Oberflächlichkeit der Geschichte bemängelt haben. In ihrer Rezension haben sie dann jeden einzelnen Namen der Figuren falsch geschrieben, und zwar durchgehend. So etwas irritiert mich dann eher, zumal sich im Gespräch herausstellte, dass die Leserin das Buch nur gescannt hat. Über Rezensenten, die sich kritisch mit der Geschichte auseinandersetzen, kann ich mich ebenfalls nicht ärgern, im Gegenteil. Einige dieser Kritiker habe ich als Testleser für den 2. Blanche Teil an Bord geholt, das war sehr spannend und produktiv.


5. Wer hat beim Schreiben das Zepter in der Hand? Sie, mit einem Exposé im Rücken, oder lassen Sie die Charaktere eher an der langen Leine? Oder anders ausgedrückt: Wie viel Handlungsspielraum geben Sie sich selbst beim Schreiben?

Normalerweise bin ich sehr streng. Jede Figur hat eine definierte Aufgabe, die ihrer Rolle entspricht. Um diese Rolle auszufüllen hat sie eine Biographie im Hintergrund, die ich jeder Figur auf dem Leib schneidere. Bevor es also mit dem Schreiben losgeht, habe ich den kompletten Plan im Kopf. Es kommt allerdings vor, dass sich eine Figur nicht in ihre Rolle fügen will. Das ist für mich ein Zeichen, dass etwas nicht stimmt. Also muss ich noch mal rein ins Konzept, und sehen wo es hakt. So einen Fall hatte ich gerade. Unterm Strich musste ich feststellen, dass die Figur zu nett angelegt war, und habe ihren Charakter noch einmal komplett überarbeitet. Jetzt ist sie ein richtiger Widerling geworden, und siehe da, es passt.


6. Wenn Sie Beliar und Blanche mit Schauspielern besetzen müssten, welche Mimen würden Sie sich wünschen?

Als ich Beliar angelegt habe, hatte ich einen Mix aus Ciarán Hinds und Joe Manganiello im
Kopf. Bei Blanche ist das ein bisschen schwieriger. Hier hatte ich dauernd das Covermodel der 
deutschen „Kate Daniels“-Bücher vor Augen.

7.Verraten Sie uns Ihre positivste und Ihre negativste Eigenschaft?
  
Durchhaltevermögen und, ähm, Ungeduld. Passt nicht? Stimmt. Ist auch nicht immer lustig ,-)

8.Wie sind Sie bei der Verlagssuche vorgegangen? Haben Sie wahllos an alle Verlage verschickt, oder doch eher gezielter?

Als unbekannter Autor ein Buch bei einem seriösen Verlag unterzubringen ist so wahrscheinlich, wie ein Sechser im Lotto. Wobei ich mich zunächst an Agenten gewandt habe, da Verlage hoffnungslos mit Skripten zugeschüttet werden. Obwohl die Literaturagenturen mittlerweile genauso mit Manuskripten bombardiert werden wie Verlage waren die Erstkontakte zunächst vielversprechend. Doch dann zogen Wochen und Monate ins Land, Gutachten wurden in Auftrag gegeben. Eines davon empfahl, die Geschichte komplett umzuschreiben mit einer weichgespülten Heldin, die nichts mehr mit meiner Blanche zu tun hatte.
Als ich mich darüber mit einer Freundin unterhalten habe, hat sie mir den Sieben Verlag empfohlen. Das war der erste und einzige Verlag, den ich je angeschrieben habe und die Zusage kam prompt. Danach ging alles ziemlich flott. Innerhalb von fünf Tagen hatte ich den Vertrag vorliegen, die wenigen inhaltlichen Änderungen waren ruckzuck vorgenommen, und schneller als ich blinzeln konnte, wurde das Cover in Auftrag gegeben.

9. „Blanche, der Erzdämon“ ist der erste Teil einer Trilogie. Das zweite Band erscheint im Oktober und das Dritte nächstes Frühjahr. Gibt es darüber hinaus noch mehr, worauf wir uns freuen dürfen?

Derzeit bin ich mit Agenten für ein Jugendbuch im Gespräch, das ich Anfang des Jahres beendet habe. Aktuell schreibe ich einen Jugendkrimi und korrigiere parallel dazu einen Urban-Fantasy Roman, der von einer Agentur angefragt wurde.

10.Wenn Sie einen Nachmittag mit einer Person aus dem aktuellen Weltgeschehen verbringen dürften, wer dürfte sich auf ein paar Stunden mit Ihnen freuen?

Vor vielen Jahren habe ich Paolo Coelho auf der Frankfurter Buchmesse getroffen. Nachdem ich seiner Presseagentin ordentlich auf den Zeiger gegangen bin, hat sie uns eine Viertelstunde für ein Gespräch eingeräumt. Das war sehr, sehr spannend, und wenn ich ihn noch einmal treffen dürfte, würde ich diese Unterhaltung gerne fortsetzen.


Ich bedanke mich im Namen des Lesewelt- Teams für das tolle Interview. Wir wünschen noch viel Erfolg, Gesundheit und das Ihnen die Lust am Schreiben nie vergehen möge.

Karin, Tasha und Vivian

Carina Bartsch

Guten Abend,


die Newcomerin Carina Bartsch hat mir netterweise ein paar Fragen beantwortet. Ich bedanke mich ganz herzlich bei ihr und hoffe, ihr habt viel Freude mit dem Interview.
Here we go….



1.Du bist eine Jungautorin, die einen Schritt gewagt hat, für den viele nicht den Mut aufbringen würden. Du hast einen eigenen Verlag gegründet. Wie lange haben die Vorbereitungen gedauert, von der Idee, bis zur tatsächlichen Umsetzung?

Die Idee hatte ich schon seit mehreren Jahren im Hinterkopf. Im Frühjahr 2010 wurde aus der fixen Idee dann eine ernsthafte Überlegung. Ich setzte mich damit auseinander, begann zu recherchieren, erzählte Freunden und Familie davon und wollte deren Meinung wissen. Ende Sommer/Anfang Herbst 2010 war die Entscheidung gefallen. Nach einem Jahr Arbeit, im Herbst 2011, hielt ich zum ersten Mal das gedruckte Buch in den Händen.
(Rechnet man das Schreiben mit dazu, dauerte es vom ersten Satz bis zum gedruckten Buch 3 Jahre)

2.Mit dem Wissen, dass du heute hast, würdest du es heute genauso nochmal machen?

Auf jeden Fall. Die Entscheidung, den Schandtaten Verlag zu gründen, gehört mit Sicherheit zu den besten meines Lebens. Es läuft zehnmal besser als erwartet, die Resonanz ist überwältigend und alles hat sich bereits jetzt mehr als rentiert.

3.Warum gleich ein eigener Verlag und nicht einfach ein Ebook, so wie es die meisten praktizieren?
 
Ich nehme das Schreiben sehr ernst. Mir war immer klar, wenn ich ein Buch eigenhändig veröffentliche, dann richtig. Bei einem professionellem Lektorat angefangen, über das Layouten und Setzen, bis hin zum Druck und schließlich dem Gründen eines Verlags. Am Ende sollte ein Buch dabei herauskommen, das in jeder Buchhandlung der Welt ausliegen könnte und von anderen Verlagsbüchern nicht zu unterscheiden ist.
Es war ein langer und harter Weg, der mich viel Nerven kostete. Aber da ich ein Autodidakt bin und von Freunden immer wieder in meinem Vorhaben bestärkt wurde, habe ich mich bis zum Ende durchgebissen.
Dadurch, dass man bei jedem einzelnem Schritt der Entstehung dabei war und immer selbst Hand angelegt hat, entwickelt man eine ganze andere Bindung zum fertigen Buch. Ein Manuskript bei einem Verlag einzureichen und die restliche Arbeit den Fachleuten zu überlassen, ist damit nicht zu vergleichen.
4.Worin liegt für dich der besondere Zauber des Schreibens und wie bist du überhaupt dazu gekommen, dein Kopfkino in Form von Wörtern Wirklichkeit werden zu lassen?

Schreiben ist für mich die absolute Freiheit. Eine Welt ohne jegliche Grenzen. Nur mit der Kraft der Gedanken und der eigenen Vorstellungskraft kann man auf einem leeren Blatt Papier ein ganzes Universum entstehen lassen. Das geschriebene Wort ist eine Melodie, zaubert Bilder und weckt Gefühle beim Leser.
Ich liebe es, mir Charaktere auszudenken, mich in sie hineinzuversetzen und ihnen Leben einzuhauchen. Außerdem lernt man beim Schreiben nie aus. Es ist eine lange Reise, man steht niemals auf demselben Fleck und entdeckt immer wieder Neues. Jede Geschichte ist anders, jedes Projekt unterscheidet sich von dem vorangegangen, der Abwechslungsreichtum und die Möglichkeiten sind unendlich. Schreiben ist meine absolute Leidenschaft. Ich kann einfach nicht ohne.

Wie ich dazu kam, war purer Zufall und liegt inzwischen fast fünf Jahre zurück. Im Kopf hatte ich bis dahin schon öfter Geschichten gesponnen, aber nie den Schritt getan, sie tatsächlich aufzuschreiben. Damals las ich ein Buch, ein sehr Unbekanntes, dessen Ende mir nicht gefiel. In geistiger Umnachtung setzte ich mich an den PC und schrieb mein eigenes. So fing alles an und diesem Zufall bin ich wahnsinnig dankbar. Ich hatte in meinem Leben immer nach etwas gesucht, etwas, das ich immer tun wollte, und im Schreiben habe ich es plötzlich gefunden.

5.Hast du noch weitergehende Pläne was deine zukünftigen Veröffentlichungen angeht?

Ich habe sehr viele Pläne. Und jetzt, wo ich kostbarerweise erfahren durfte, dass es eine Menge Menschen gibt, die lieben, was ich tue, wird man mich keinesfalls mehr los.

6.Heute gibt es ja viele Trends, nicht nur im musikalischen und modischen Bereich, sondern auch in der Welt der Bücher. Gibt es eine Richtung, die dich besonders anspricht und wenn ja: Wieso?

Ehrlich gesagt bin ich nicht so der "Trend-Typ". Weder im musikalischen Bereich noch im literarischen. Wenn mich etwas anspricht, dann kaufe ich es mir, wenn nicht, dann nicht. Ein großer Hype um etwas schreckt mich eigentlich meistens eher ab. Bestseller werden nicht geschrieben, Bestseller werden gemacht.

7.Hast du ein Lebensmotto?

Du kannst die Welt nicht ändern, du kannst nur dich selbst ändern.

8.Welchen Anspruch stellst du an dich selbst beim Schreiben und bei der Entwicklung deiner Figuren? Lässt du dem Ganzen freien Lauf, oder planst du die Entstehung und den Weg den das Manuskript gehen soll genau durch?

Ich stelle sehr hohe Ansprüche an mich selbst und bin ihnen noch kein einziges Mal gerecht geworden. Ehrlich gesagt glaube ich auch nicht, dass der Tag jemals eintreten wird. Sollte ein Schriftsteller zu irgendeiner Zeit von sich selbst denken, dass er sein Handwerk perfekt beherrscht, hat er in meinen Augen schon verloren. Das Lernen beim Schreiben hört nie auf. Von Geschichte zu Geschichte reift man, lernt dazu, aber es wird immer Luft nach oben geben.

Bevor ich anfange eine Geschichte zu schrieben, geht auf jeden Fall eine Planung voraus. Wenn ich aus der Sicht eines Protagonisten schreibe, muss ich ein Gefühl für die Person entwickeln. Das bekomme ich erst, wenn ich sie kenne. Auch bei der Handlung, um Plotschwächen und Logikfehler zu vermeiden, brauche ich eine Struktur. Die Planung findet hauptsächlich in meinem Kopf statt und wird mit Stichpunkten in meinem Notizbuch, auf Zetteln oder am PC notiert. (Klingt nach Chaos, ist auch so.)
Ein nicht zu unterschätzender Teil kommt aber erst beim Schreiben hinzu. Ich habe gemerkt, dass zu viel Organisation und perfekt kontrolliertes Herangehen mich blockiert. Kreativität lässt sich nicht in Ketten sperren, man muss sie atmen lassen, damit sie fließen kann.

9.Hast du irgendein literarisches Vorbild?

Kann ich so eigentlich gar nicht sagen. Es gibt viele Schriftsteller, die ich bewundere, aber nie wegen Perfektion im Ganzen, sondern wegen einzelner Sachen. Der eine schreibt besonders bildlich, der andere kann gut Gefühle transportieren, ein wieder anderer kann Geschichten phänomenal erzählen und ein wieder wieder anderer hat ein unglaubliches Talent für realistische Charaktere. Es gibt aber niemanden, wo ich sage: So will ich mal werden. Es ist eher so, dass ich meinen eigenen, individuellen Weg gehe.

10.Wenn du einen Nachmittag mit einer Person des aktuellen Weltgeschehens verbringen dürftest, auf wen würde deine Wahl fallen?

Nach längerem Nachdenken fallen mir hier eigentlich nur Personen ein, die bereits tot sind und somit aus dem aktuellen Weltgeschehen ausgeschieden sind. Grundsätzlich unterhalte ich mich immer sehr gern mit Menschen, die eine Geschichte zu erzählen haben und deren Worte Substanz haben. Mit alle jenen würde ich mich gern für einen Nachmittag unterhalten – gleichgültig welchen Bekanntheitsgrad oder welchen Rang sie in der Gesellschaft besitzen.


Das Lesewelt-Team wünscht Carina noch weiterhin viel Erfolg, ehrliche und zufriedene Leser und noch eine Menge toller Ideen. ;)
Karin, Tasha und Vivian

Ulrike Schweikert

Heute gibt es ein Interview auf das sich bestimmt schon viele freuen. Ulrike Schweikert hat mir einige Fragen beantwortet, worüber ich mich sehr freue. Ich wünsche allen viel Spaß!



1.Sie sind schon viele Jahre als Autorin aktiv und haben unzählige Bücher veröffentlicht. Was ist für Sie der aufwendigste Part während der Entstehung eines neuen Romans – mal ganz abgesehen vom Schreiben. Das Erstellen des Entwurfs oder die Recherche?

Die Recherche ist für jeden meiner Romane ein ganz wichtiger Teil und sehr zeitaufwändig. Je nachdem, um was für einen Roman es sich handelt, kann dies den größten Teil der Arbeitszeit ausmachen. Für ein neues historisches Thema nehme ich mir ein halbes Jahr rein für die Recherche Zeit, um an alle Orte zu reisen, die Spielorte anzusehen, Wege abzugehen und mit historischen Karten zu vergleichen. Dort sammle ich viele Eindrücke und Ideen für Szenen. Dann ist natürlich die Archivarbeit sehr wichtig und das Gespräch mit Experten, meist Historikern. Ich arbeite ganze Stapel von Büchern und Unterlagen durch, um mir den historischen Background zu schaffen, in dem dann meine – erfundenen oder real historischen – Figuren agieren. Doch selbst bei den sogenannten Fantasybüchern wie die Vampirserie „Die Erben der Nacht“ gibt es einen realen historischen Hintergrund und echte Ort, sodass ich auch hier monatelange Recherchen als Vorarbeit reinstecke, ehe ich das Szenenbuch aufstelle, anhand dessen ich dann den Rohtext schreibe.

2.Heutzutage werden Autoren genauso in Schubladen gesteckt, wie Schauspieler. Hat man sich mal in einem Genre etabliert, so ist es schwer sich freizuschwimmen und auch andere Wege zu beschreiten. Sie schaffen den Spagat, schreiben für unterschiedliche Zielgruppen und das sehr erfolgreich. Kommt mit dem wachsenden Erfolg die Freiheit schreiben zu dürfen, was einem gerade durch den Kopf geht, oder lassen Sie sich grundsätzlich nicht in ihrem Schaffen einengen?

Das mit den Schubladen ist ein echtes Problem. Damit bin ich früh konfrontiert worden. Meine ersten veröffentlichten Geschichten waren historische Romane. Als ich dann mit einem Exposé für einen Vampirkrimi kam, wollte der Verlag dies nicht unter meinem Namen verlegen, um das Publikum nicht zu verwirren. Also musste ich die ersten beiden Vampirkrimis „Der Duft des Blutes“ und „Feuer der Rache“ zuerst einmal unter einem Pseudonym (Rike Speemann) herausbringen. Später habe ich dann den Verlag gewechselt, da er mich zu sehr einengte. Die Philosophie bei Random House, wo nun meine meisten Bücher erscheinen, ist eine andere. Hier darf ich historische Romane schreiben, Jugendbücher und Fantasy. Ich komme mit meinen Ideen und reiche Exposés ein, und bisher hat der Verlag sie alle gekauft. Natürlich kommen Verlage auch mal mit eigenen Ideen, doch ich würde so etwas nur dann annehmen, wenn ich Lust auf das Thema habe und das Genre mir liegt. In die Geschichte selbst und die Textarbeit lasse ich mir nicht reinreden, was ich aber auch nur durchsetzen kann, solange ich mit meinen Büchern Erfolg habe. Die Verlage sehen genau hin, womit sich Geld verdienen lässt und womit nicht.

3.Sie beglücken Ihre Leserschaft mit vornehmlich historischen Romanen, während ihre schriftstellerischen Ausflüge in die Jetztzeit eher rar gesät sind. Was fasziniert Sie so sehr an der Vergangenheit?

Für mich sind Geschichten anderer Zeiten wie reisen in andere Länder. Es ist aufregend, sich in andere Gesellschaften hineinzudenken. Alles sah anders aus und funktionierte anders, es gab ein anderes Wissen und Vorstellungen, die uns fremd sind. Dem auf den Grund zu gehen und Details aus dem Alltagsleben früherer Zeiten zu erforschen und dem Leser nahezubringen, fasziniert mich.

4.Was immer besonders hervorgehoben wird, sind ihre detailgetreuen und historisch korrekten Schilderungen des Mittelalters in ihren Büchern. Besuchen Sie die Schauplätze persönlich und sprechen mit Experten der jeweiligen Zeitepoche?

Ja, das ist ganz wichtig. Die Experten geben mir Antworten und Materialien, mit denen ich mir innerhalb weniger Wochen oder Monate eine gute Basis erarbeiten kann. Rein anhand des Studiums von Quellen bräuchte ich dazu Jahre! Außerdem muss ich die Spielorte sehen, riechen, erfahren. Ich gehe die Wege ab, besuche die Orte und versetze mich gedanklich in die Geschichte. Dann beginnen meine Figuren zu leben und ich sehe die Szenen vor mir. Eigentlich muss ich Vieles dann nur noch aufschreiben.

5.Ein Buch wird von den Lesern immer unterschiedlich wahrgenommen. Was den einen zu Begeisterungsstürmen hinreißt, lässt den nächsten den Kopf schütteln. Wie geht man als Autor mit negativen Rezessionen um? (immer vorausgesetzt, dass sie auch sachlich formuliert sind)

Sachliche Kritik ist in Ordnung. Wenn ich was daraus lernen und es besser machen kann, super. Da habe ich nichts dagegen und nehme es mir gern zu Herzen. Aber leider wird bei Rezessionen meist sehr unsachlich geschrieben und es kommt vor, dass man beschimpft oder das Buch unsachlich schlecht gemacht wird. Jeder kann seine Meinung haben, bitte, aber manchen scheint es darum gar nicht zu gehen. Es gibt auch Neid und Missgunst in der Branche. Ich jedenfalls lese nicht mehr alles, was über meine Bücher geschrieben wird. Beleidigende Dinge bringen mich nicht weiter, aber sie lassen mich auch nicht kalt und ziehen mich runter. Man muss sich nicht alles antun. Anderseits ist es immer wieder schön, sich mit Lob und Begeisterung der Leser aufzubauen und sich selbst anzuspornen.

6.Wie lange schreiben Sie in der Regel an einem Roman?

Nach der Recherchezeit, für die ich mir maximal sechs Monate nehme, schreibe ich ein Szenenbuch, in dem das Gerüst der Handlung in einer Tabelle aufgeführt wird. Hier werden dann auch die historischen Begebenheiten mit den von mir ausgedachten verknüpft. Dann beginne ich – meist chronologisch – mit dem Rohtext. Zehn Seiten sind mein tägliches Pensum, sodass ich ungefähr drei Monate daran arbeite. Danach kommt die sprachliche Feinarbeit, bei der ich mir jeden Satz noch mal laut vorlese und daran feile, dass er schön klingt und einen guten Sprachfluss hat. Das dauert noch einmal bis zu drei Monaten, sodass nach maximal einem Jahr das fertige Manuskript zum Verlag kann, wo es sich dann mein Lektor genau ansieht.

7.Sie sind eine der wenigen deutschsprachigen Autorinnen, die in Deutschland Fuß gefasst haben, da die Verlage meist auf bereits bewährte und erfolgreiche Bücher aus dem Ausland zurückgreifen. Wie hoch schätzen Sie heute noch die Chancen eines ausstrebenden jungen Autors ein, der in deutscher Sprache spricht und schreibt? Setzt sich Talent auf Dauer wirklich durch, wenn man nur genügend Willen und Durchhaltekraft an den Tag legt?

Das ist ein sehr trauriges Thema. Zuallererst ist es ganz arg schwierig überhaupt bei einem Verlag reinzukommen. Das geht heutzutage nur über einen Literaturagenten, aber den zu finden ist auch nicht leicht. Dann braucht man einen möglichst renommierten Verlag, der das Buch so groß rausbringt, dass auch viele Buchhandlungen es bestellen und vorrätig haben, denn nur dann kann man sich eine Leserschaft erobern. Dass die Verkaufszahlen so groß werden, dass man dauerhaft davon leben kann, passiert leider nicht so häufig. Nur etwa 5% der deutschen Autoren gelingt das. Ich habe das Glück, seit zwölf Jahren das Schreiben als Hauptberuf ausüben zu können. Der Autor ist leider das kleinste Rädchen in der Verwertungskette und erhält pro Buch nur 5 – 10 % der Verkaufspreises. Sie können sich also ausrechnen, wie viele Bücher jährlich umgesetzt werden müssen. Und da die Konkurrenz aus dem Ausland so groß ist, ist es ein harter Kampf. Man braucht also das Glück einen Agenten und einen Verlag zu finden, die hinter einem stehen, Buchhändler, die die Bücher den Kunden schmackhaft machen und eine Leserschaft, die man nie enttäuschen darf. Ein schweres Geschäft. Ohne Talent, Wille und Durchhaltekraft geht es nicht, aber leider sind diese nur ein Teil für den Erfolg.

8.Der Büchermarkt wird von Neuerscheinungen überschwemmt. Vor allem Bücher bzw. Ebooks im Selbstverlag erfreuen sich immer größerer Beliebtheit. Was halten Sie von diesem Weg? Schadet es einem Autor wirklich, wie manche behaupten, oder ist das heutzutage durchaus legitim?
Legitim ist das, ja klar, doch ich glaube, für einen Newcomer ist es keine virlversprechende Möglichkeit, bekannt zu werden. Große Umsätze mit Ebooks und Selbstverlage haben vor allem die, die ihr Publikum schon erobert haben. Alle anderen haben es schwer, Leser zu fingen. Ich glaube, auch heute noch geht es erst einmal über die großen Verlage und die Buchhandlungen, die dann auch Ebooks als eine weitere Möglichkeit anbieten. So ganz allein sehe ich kaum eine Chance, sich durchzusetzen. Ich würde es jedenfalls nicht versuchen. Allerdings bieten meine Verlage meine neuen Bücher nun auch als Ebooks zusätzlich an.

9.Könnten Sie sich vorstellen, dass mal eines Ihrer Bücher verfilmt wird, oder stehen Sie so einer Idee eher mit gemischten Gefühlen gegenüber?

Verfilmungen sind toll, vor allem weil sie die Bücher bekannter machen und ein neues Publikum heranziehen. Ich habe einen Vertrag mit einer Produktionsfirma, die „Die Erben der Nacht“ ins Kino bringen will. Als erstes geht es um „Nosferas“ und ich hoffe, dass es da nächstes Jahr richtig losgeht. Ich bin sehr auf die Dreharbeiten gespannt. Natürlich muss man seine eigene Geschichte loslassen können und offen für eine neue Version sein, die dann ein eigenes Werk ist. Wer auf eine direkte Umsetzung hofft, der wird enttäuscht. Der Film hat seine eigenen Gesetze, und das ist auch gut so.

10.Wenn Sie einen Nachmittag mit einer Person aus dem aktuellen Weltgeschehen verbringen dürften, wer hätte die Ehre?

Wenn ich eine Person der großen Politik kennenlernen dürfte, würde ich Barack Obama wählen. Für mich ist er der sympathischste Politiker, der sich ehrlich bemüht, sein Land voranzubringen, der aber auch die schwerste Bürde trägt und mit unüberwindlichen Hindernissen kämpft.
Aus dem Showbusiness würde ich Sean Connery wählen. Er ist für mich der tollste Schauspieler, vor allem in seinen späten Rollen wie „Der Name der Rose“, ein Buch, das ich sehr liebe, oder „Die Wiege der Sonne“ und „The Rock“.

Das gesamte Leseweltteam bedankt sich recht herzlich für das tolle Interview!

Vincent Voss

Nachdem letzte Woche das Interview von Michael Dissieux hochgeladen wurde, folgt ihm heute ein Autorenkollege, der ebenfalls für den Luzifer Verlag schreibt. Vincent Voss war so freundlich und hat mir meine Fragen beantwortet. Ich wünsche allen viel Spaß beim Interview. Liebe Grüße, Viv


1.Sie haben während Ihres Studiums in verschiedenen Berufen gearbeitet und dabei sicherlich unheimlich viele Eindrücke und Erfahrungen gesammelt. Was aus dieser Zeit bzw., welche Tätigkeit hat Sie besonders nachhaltig geprägt?

Das mag sich vielleicht komisch anhören, aber nach reiflicher Überlegung glaube ich, dass es meine Zeit als Call-Center-Agent war. Diese Zeit war der reinste, wirkliche Horror und erst nach meiner Kündigung machte sich auch das körperliche Unbehagen an dieser Arbeit bemerkbar. Komme ich in die Nähe meines ehemaligen Arbeitgebers schüttelt es mich immer wieder und ich bin froh aus dieser Hölle entkommen zu sein. Viele bleiben ewig dort, habe ich mir sagen lassen. Letztlich hat aber mein jahrelanges Jobben und Hadern und Quälen zu dem geführt, was ich heute mache, und das ist in Ordnung.

2.Ihr Roman 172,3 ist während eines eigenen Abnehmprogramms entstanden und hat mir während des Lesens angenehme Schauer über den Rücken laufen lassen. Darin wächst das Böse mit jedem verlorenen Kilo der Hauptfigur und nimmt Gestalt an. Ist dieses Ding ein reines Fantasieprodukt, oder hat es seinen Ursprung in einer alten Legende oder einem Mythos?

Na ja, es ist kein expliziter Mythos, aber es gibt ja zahlreiche Mythen zum fleischwerdenden Bösen durch untugendhaftes Verhalten. Übergewicht scheint aber ein neuzeitliches Phänomen einiger Gesellschaften zu sein, daher hoffe ich, dass diese Kopplung einzigartig auf meinem Mist gewachsen ist. Das Fantasieprodukt war seinerzeit aber schon so real, dass es mich selbst gegruselt hat. Ich habe daher auch schnell wieder zugenommen, nicht, dass noch etwas Schlimmes passiert…

3.Sie sind ja eher im Horrorgenre zuhause. War das schon immer so, oder hat sich diese Vorliebe erst mit der Zeit entwickelt?

Als Jugendlicher habe ich so ziemlich alles gelesen, aber mein erstes John-Sinclair-Heft betrachte ich immer noch als richtungsweisendes Erlebnis, ebenso die Francis-Hörspiele. Lange Zeit ist mir Horror in Buchform nur sporadisch begegnet und erst durch das Horror-Forum ist eine alte Leidenschaft wieder mächtig entflammt und hat sich zur Vorliebe entwickelt. Aber ich lese und sehe nicht nur Horror-Sachen. Dafür aber sehe ich viele Horror-Sachen im Alltäglichen.

5.Glauben Sie an das Böse im spirituellen Sinne, oder halten Sie „böse sein“ eher für eine menschliche Charaktereigenschaft, die ein Stück weit (in unterschiedlich ausgeprägter Form)  in jedem von uns steckt?

Im Glauben bin ich nicht gefestigt, daher kann ich die Frage weder bejahen, noch verneinen. Aber ich habe häufig die Beobachtung gemacht, dass „ETWAS“ in der Luft liegt und sehr oft Tiere aus einem für mich nicht wahrnehmbaren Grund anschlagen und unruhig werden. Mitunter hat mich schon vor diesem Anzeichen ein ungutes Gefühl ergriffen, so dass es mich antreibt, Türen und Fenster zu verriegeln. Bisher haben diese Maßnahmen gereicht und ich hoffe, dass es so bleibt.

6.Haben Sie schon früher versucht, Roman-Manuskripte bei Verlagen anzubieten oder war 172,3 der erste Versuch in dieser Richtung? (unabhängig von den Anthologie- Veröffentlichungen)

Also vor 172,3 habe ich Faulfleisch geschrieben, der demnächst im Verlag Torsten Low erscheinen wird. Somit war es der zweite Versuch.

7.Sind Sie abergläubisch?

Jain.

8.Das Ebook, läuft langsam aber sicher den herkömmlichen Büchern den Rang ab. Haben Sie auch einen Reader, oder haben Sie lieber ein richtiges Buch in der Hand?

Ich habe keinen Reader, war aber letztes Weihnachten kurz davor, mir einen zu wünschen. Bisher mag ich Bücher lieber, gehe aber nicht sorgsam mit ihnen um. Ich weiß nicht, ob man einen Reader auch so quälen kann…

9.Wie gut finden Sie selbst, das was Sie schreiben? Haben Sie manchmal Zweifel und wenn ja, wie räumen Sie die wieder aus dem Weg?

Puh! Das hängt schwer von der Tagesform ab. Es gibt Passagen, die gefallen mir auch, wenn ich nicht so gut drauf bin, ich schätze, die sind dann wohl ganz gut gelungen. Aber wenn man mit etwas Abstand sein Geschriebenes liest, fallen einem, oder zumindest mir,  immer wieder Fehler ins Auge, Dinge, die man hätte besser machen können, das kann einen schon nerven. Richtige Zweifel hatte ich noch nicht, in erster Linie schreibe ich ja für mich, weil es mir Spaß macht, weil es raus muss und die Leser mir bisher eher wohlgesonnen waren. Ich weiß nicht, wie ich auf vernichtende Kritik von Außen reagieren würde. Ansonsten lassen sich Zweifel ganz einfach aus dem Weg räumen, indem man einfach weiterschreibt.

9.Es heißt ja für einen fleißigen Schriftsteller: kein Tag ohne Zeile. Kommt es durch Ihren Alltag bedingt vor, dass Sie mal ein paar Tage am Stück gar nicht schreiben können oder wollen?

Ich kann beruflich von Mitte Mai bis Mitte Oktober überhaupt nicht schreiben. Nichts! In der Zeit branden dann Ideen ans Schädelinnere und können nicht raus. Dafür ist die Zeit danach dann intensiver. Übrigens finde ich auch nicht, dass man selbst als fleißiger Autor jeden Tag schreiben muss.

10.Wenn Sie einen Nachmittag mit einer Person des aktuellen Weltgeschehens verbringen dürften, auf wen würde Ihre Wahl fallen?

Oh Mann, diese Frage hat mich wirklich sehr, sehr lange beschäftigt. Ich würde ganz gerne einen Nachmittag mit einem erfolgreichen Börsenspekulanten verbringen.

Das gesamte Lesewelt-Team bedankt sich herzlich bei Vincent Voss und wünscht ihm noch viel Erfolg, Gesundheit und natürlich die Gelegenheit den besagten Börsenspekulanten tatsächlich zu treffen. ;)

Karin, Tasha und Vivian

Michael Dissieux

Pünktlich zur Premiere seines zweiten Romans Schreie der Toten gibt es auch ein Interview mit dem Autor Michael Dissieux. Er hat mir einige knifflige Fragen beantwortet und wird euch auch gerne Rede und Antwort stehen, bei der Facebook Veranstaltung des Luzifer Verlags, die anlässlich der Veröffentlichung stattfindet. Um zwanzig Uhr geht es los.

Und nun kommen wir zum Interview:

1. Sie haben in Zusammenarbeit mit dem Luzifer Verlag  ihren vielgelobten Debutroman „Graues Land“ herausgebracht. Horror ist ja allgemein recht spärlich in den Buchhandlungen vertreten, von deutschsprachigen Autoren dieses Genres ganz zu schweigen. Glauben Sie, dass sich das in absehbarer Zeit ändern wird? Immerhin haben Sie ja hinlänglich bewiesen, dass auch deutsche Autoren spannende Romane schreiben können. 

Ich glaube nicht, dass das Horrorgenre ein Schattendasein fristet, lediglich deutschsprachige Autoren haben es auf diesem Sektor schwer, da die Leserschaft all die Jahre zu sehr von amerikanischen Schriftstellern verwöhnt worden ist. Man denke dabei nur an Brian Keene, David Moody und natürlich Stephen King. Aber ich denke, dass sich gerade in letzter Zeit viele gute und vielversprechende Autoren im Bereich Horror oder Dark Fantasy einen Namen gemacht haben, wie zum Beispiel Markus K. Korb, Andreas Gruber oder auch Markus Heitz. Das Horrorgenre findet weit mehr Beachtung, als noch vor einigen Jahren, sei es nun in Film- oder Buchform.

2. Das Schreiben betreiben Sie ja bisher nur nebenbei und arbeiten noch in Ihrem Hauptberuf als Busfahrer. Bleibt Ihnen noch Freizeit, die Sie für andere Aktivitäten nutzen können oder nimmt das Schreiben mittlerweile zu viel Raum ein?

Neben dem Job und dem Schreiben habe ich auch noch eine Lebensgefährtin, die natürlich auch einen Teil meiner Zeit für sich beansprucht. Es ist nicht immer leicht, die wenige Zeit auf diese drei Faktoren aufzuteilen, aber bisher habe ich das ganz gut gemeistert, auch wenn das Schreiben dabei leider oft zu kurz kommt. Der Traum, mein Hobby eines Tages zum Beruf zu machen, steht natürlich auf meiner Wunschliste ganz oben. Aber, wie bereits erwähnt, als deutschsprachiger Autor hat man es schwer, daher wird dieser Wunsch wohl so schnell nicht zu erfüllen sein.

3. „Graues Land“ wurde beim Vincent Preis als bester Roman nominiert und sie hatten die Ehre den dritten Rang zu erzielen. Was geht einem in so einem Augenblick durch den Kopf?

Ganz ehrlich? Im Moment der Preisübergabe habe ich gar nichts gedacht. Ich war wie betäubt, alles ist wie ein Traum an mir vorbeigezogen. Erst Tage später, wenn man in Gedanken alles Revue passieren lässt, merkt man erst, wie geil dieser Moment gewesen ist. Und man ärgert sich, dass man keine besseren Worte bei der Dankesrede gefunden hat, wie zum Beispiel meinem Verleger zu danken, der mit einem neuen, unbekannten Autor ein großes Wagnis eingegangen ist, und natürlich auch meiner Lebenspartnerin, die mein härtester Kritiker ist und meine Geschichte erbarmungslos lektoriert hat.

4. „Schreie der TotenSo nennt sich der Nachfolgeroman von Graues Land. Wird es ein Wiedersehen mit liebgewonnen Figuren geben, oder wird die Fortsetzung mit komplett neuen Charakteren aufwarten? Immerhin ist das Schicksal von einigen noch unklar.

Zu viel verraten will ich natürlich nicht. Aber einige vertraute Charaktere tauchen wieder auf, während man auch neue Personen kennenlernt. Zum Inhalt sei so viel verraten, dass „Schreie der Toten“ nicht ganz so ruhig ablaufen wird wie „Graues Land“. Einige Leser haben sich an der stillen Atmosphäre des Romanes gestört, also dachte ich mir, dass ich in der Fortsetzung ein klein wenig mehr `Action´ einbauen will, wobei ich aber nicht auf meine atmosphärischen Beschreibungen sowie die Strukturierung meiner Charaktere verzichten wollte. Ich persönlich lege auf diese Dinge sehr viel Wert, sowohl beim Lesen wie auch beim Schreiben. Mein Motto in dieser Hinsicht lautet „Ich schreibe so, wie ich es selbst gerne lesen würde“. Lasst Euch einfach überraschen.

5. In ihrem Buch wird ähnlich wie in Robert Kirkmans Comicbuch-Reihe „The Walking Dead“ nicht näher darauf eingegangen, warum sich die Menschen zu diesen Monstern entwickeln. Werden Sie das Geheimnis um die Shogotten, wie Harvey diese Wesen genannt hat, irgendwann lüften oder bleibt das der Fantasie der Leser überlassen?

Das habe ich in „Graues Land“ absichtlich nicht näher erläutert. Zum einen soll der Leser sich seine eigenen Gedanken machen, und zum anderen erzählt ja Harvey die komplette Geschichte. Und Harvey weiß selbst nicht, was genau geschehen ist, nur, was er im Fernsehen mitbekommen hat. Und ich konnte nur das aufschreiben, was Harvey mir verraten hat.

6. Sie sind ein bekennender Fan von H.P. Lovecraft und Stephen King. Letzterer sagt Ihnen aber wohl nicht mehr ganz so zu, wie Sie in einem anderen Interview erwähnt haben. Ist er Ihnen zu kommerziell geworden oder hat sich Ihre Wahrnehmung auf Bücher und deren Inhalte verändert?

Stephen King hat mich durch meine Jugend begleitet. Zu Anfang habe ich sogar seinen Stil kopiert und hatte ihn zu meinem großen Vorbild erkoren. Ich wollte eines Tages ein deutscher Stephen King sein. Aber ich muss gestehen, dass ich seine Bücher im Laufe der Jahre immer schlechter fand. Ob es nun an den Geschichten von King lag oder einfach an meiner eigenen Entwicklung, sei dahingestellt. Aber seine neueren Romane reichen an Klassiker wie „Shining“ oder „Es“ nicht mehr heran. Ich hatte damit begonnen mich anderen Autoren zuzuwenden, entdeckte Lovecraft, Clive Barker, Greg F. Gifune und die bereits erwähnten Brian Keene und David Moody. Lovecraft hat natürlich einen ganz anderen Stil wie King, der mich aber vom ersten Satz an fasziniert hat. Für mich ist Lovecraft der unumstrittene König des Horrors. Auch Moody oder Keene schreiben anders als King. Ihre Sprache ist direkter und schlichter, und ich denke, auf ihre Art schaffen sie es, das Grauen ihrer Geschichten sogar noch besser zu vermitteln wie Stephen King.

7. Männer oder Frauen. Wer schreibt die besseren Horrorromane?

Die Frage ist gemein, denn mit einem von beiden Parteien verscherzt man es sich mit einer Antwort. Fakt ist, dass die Frauenquote im Bereich Horror recht gering ist. Ich habe Susan Beth Pfeffer gelesen und auch Roisin Fallon, dazu Astrid Pfister, eine ebenfalls aufstrebende, junge Autorin. Alle drei haben mir sehr gut gefallen. Aber die Mehrzahl unheimlicher Romane stammt nun einmal aus der Feder männlicher Autoren. Zu sagen, wer bessere Romane schreibt, wäre vermessen und ungerecht.

8. Sie waren dieses Jahr auf der Marburg Con und haben dort auch ihre erste Lesung gehalten. Eine Erfahrung die sie gerne so bald als möglich wiederholen möchten, oder hat Sie das Überwindung gekostet?

Es hat mich sehr viel Überwindung gekostet, da ich eher der zurückhaltende Typ bin, der sich gerne außerhalb des Lichtkreises aufhält. Ich schreibe lieber, anstatt vorzulesen. Aber im Gewebe eines Autors kommt man um Lesungen nun mal nicht herum, daher werden noch weitere folgen. Vielleicht gewöhne ich mich auch irgendwann an den Trubel. Noch kommt mir ohnehin alles wie ein großer Traum vor. Ich hoffe nur, dass ich nicht so schnell aufwachen muss.

9. Lesen Sie privat ebenfalls nur Horror oder unternehmen Sie auch Ausflüge in andere Genres?

Es ist seltsam, dass Sie das gerade jetzt fragen, denn bis vor Kurzem habe ich zum größten Teil Horror gelesen. Ab und zu lese ich Dokumentationen und Augenzeugenberichte über die Judenverfolgung im Dritten Reich, da mich das Thema sehr interessiert und ich dadurch auch einige Geschichten zu dem Thema geschrieben habe. In letzter Zeit bin ich dem Horror allerdings etwas untreu geworden, da ich die Romane von Joe Lansdale für mich entdeckt habe. Lansdale schreibt keinen Horror, sondern Geschichten vom Erwachsenwerden, von Gewalt und Diskriminierung zu Zeiten der Rassentrennung. Er ist für mich der perfekte Geschichtenerzähler. Man hat bei ihm stets das Gefühl mit ihm am Lagerfeuer zu sitzen und seinen Geschichten zu lauschen. Aber zu 90 % bleibe ich dem Horror treu, gerade jetzt, wo Größen dieses Genres wie Bryan Smith oder Edward Lee den deutschen Markt erobern.

10. Wenn Sie einen Nachmittag mit einer Person aus dem aktuellen Weltgeschehen verbringen dürften, wer hätte da die Ehre?

Da fällt mir spontan meine Lebenspartnerin ein, da unsere Freizeit, besonders durch den Job als Busfahrer, oft zu kurz kommt.
Wenn es eine Berühmtheit sein sollte, würde ich den oben genannten Joe Lansdale gerne einmal kennenlernen und ihn fragen, wie er es schafft, so perfekt zu schreiben.


Das gesamte Lesewelt-Team bedankt sich für das tolle Interview.

Karin, Tasha und Vivian

Ivy Paul

Liebe Ivy, vielen Dank für die Möglichkeit ein bisschen mit dir zu plaudern zu dürfen. Es war unheimlich interessant, informativ und eine große Freunde das Interview zu führen.

Viel Spaß....



1.Du hast bisher drei Romane veröffentlich. Ghost Lover, Tigerlilie und Die Geisel des Chinesen. Weitere Projekte stehen in den Startlöchern, was deine Fans sicher freuen wird.  Du bist also gut im Geschäft, und es ist kein Ende abzusehen. Hättest du dir vor zwei Jahren je träumen lassen, dass dein beruflicher Lebensweg so eine Richtung einschlägt?

Davon träume ich schon mein ganzes Leben lang ;-)
Aber um Deine Frage zu beantworten: Nein, ich hatte nicht mehr daran geglaubt. Wenn mich eine meiner beiden weltbesten Freundinnen nicht dazu gedrängt hätte, wäre mein „Ghost Lover“ von mir nie bei Verlagen eingereicht worden.

2.Du hüllst deine Geschichten bislang fast nur in historische Gewänder. Wird man deine Figuren je in Jeans und T-Shirt erleben?

Lach. Bestimmt. Im übernächsten Roman plane ich wieder was Paranormales in der Jetzt-Zeit. Und ich habe da eine angefangene Trilogie auf der Festplatte ruhen, die ebenfalls mit Jeans tragenden Protagonisten aufwarten kann. Aber bis dahin müssen sich meine Leserinnen noch gedulden. Im Moment arbeite ich an den letzten Seiten eines erotisch-historischen Romans und danach wird es ein wenig düster-unheimlich in die Gothic Novel-Richtung gehen.

3. „Die Tigerlilie“, sowie „Die Geisel des Chinesen“ haben männliche Helden, deren Wurzeln im asiatischen Raum liegen. Auch die Handlung spielt sich größtenteils dort ab. Was fasziniert dich so sehr an dieser Kultur, dass sich das auch in deinen Romanen niederschlägt?

Das ist komplex. Mich fasziniert angefangen von der Fremdartigkeit bis hin zu Jackie-Chan-Filmen so ziemlich alles an diesem Kulturkreis. Ich liebe die bunten, farbenfrohen Kleider, den Baustil und typischen Möbel. Und Religion, Philosophie und Kampfkunst haben auch ihren Reiz für mich.

 4.Du hast ein sehr interessantes Hobby und fertigst selber Seifen und Cremes, außerdem habe ich auf deinem Blog http://ivypaulsfantasiewelten.blogspot.de/p/ivy-paul.html
Bilder von unglaublichen Torten gesehen. Deine Kreativität scheint keine Grenzen zu kennen. Hast du überhaupt noch die Möglichkeit, dich deinen Hobbys zu widmen? Das Schreiben nimmt doch sicher den größten Teil deiner Zeit ein.

Danke :-)
Ja, die Tortenbäckerei habe ich auf Eis legen müssen. Auch Seifensiederei und Cremerührerei müssen mittlerweile zurückstecken.
Die meiste Zeit verbringe ich tatsächlich mit dem Schreiben. Aber da ich eher Druckertinte statt Blut in den Adern habe, ist das nicht weiter tragisch.

5.Du scheinst durchaus ein Faible für Vampire zu haben, nur in deinen Büchern kommen sie bislang nicht vor. Liest du paranormale Fantasy lieber, als selber welche zu schreiben?

Oh nein, überhaupt nicht! Ghost Lover ist ja paranormal ;-)
Was die Vampire betrifft, es gibt so unheimlich viele, gute Romane über Blutsauger, dass ich mich an das Element nur wagen würde, wenn ich eine absolut neue, fabelhafte Idee hätte.

6.Schreibst du immer nur an einem Projekt, oder arbeitest du an mehreren gleichzeitig?

Das habe ich Anfang dieses Jahres probiert. Das kann ich nicht. Ich muss mich auf ein Projekt komplett einlassen. Deshalb bleibe ich bei meiner bisherigen Arbeitsweise: Ein Manuskript, dazwischen allenfalls lektorierte Texte überarbeiten.
Allerdings entwickle ich durchaus neue Romanideen, während ich noch an einem Manuskript arbeite. Wie jetzt zum Beispiel: Ein MS liegt in den Endzügen, der Plot für den nächsten Roman steht bereits und der darauffolgende Roman bzw. Plot entwickelt sich gerade.
Auch Szenen für andere Storys schreibe ich auf, sobald sie mir in den Sinn kommen – damit ich sie nicht vergesse.

7.Viele Autoren haben den geradezu zwanghaften Drang zu schreiben und bekommen richtiggehende Entzugserscheinungen, wenn sie eine Zeit lang nicht dazu kommen. Wie hältst du es zum Beispiel im Urlaub? Verzichtest du da konsequent darauf und holt dir höchstens Anregungen, oder ist dein Laptop immer dabei?

Ich bin auch eine zwanghafte Schreiberin mit Entzugserscheinungen. Den Urlaub letztes Jahr verbrachte ich fast durchgehend auf dem Hotelzimmer, vor dem Notebook und habe an meiner Tigerlilie gearbeitet. Herrlich :-)
Meinen letzten Urlaub verbrachte ich im Lake Distrikt und Nordwales. Die Zeit nutzte ich dann doch lieber für Ausflüge zwecks Vorort-Recherche und Beschaffung von Recherchematerial. Das war ein guter Kompromiss für mich, da mein aktuelles Manuskript im Lake Distrikt bei Ulswater spielen wird und mein nächster Roman am Lake Windermere.
Ich liebe die britischen Inseln! Mir gefällt – neben der traumhaften Landschaft – die fast schon an Besessenheit grenzende Liebe der Briten für die Geschichte und ihre Artefakte.

8.Früher war Schreiben sicher „nur“ ein Hobby, heute ist es auch dein Beruf. Hat sich in deiner Wahrnehmung etwas verändert? Merkst du, dass jetzt auch ein gewisser Druck dahinter steht, liefern zu müssen, da nun ein Verlag dahintersteht und natürlich auch unzählige Leser, die auf neue Veröffentlichungen brennen?

Meine Wahrnehmung hat sich dahingehend geändert, dass ich viel mehr darauf achte, ob, was und wie ich Erlebnisse, Erfahrungen, Infos in meine Storys einfließen lassen kann.
Druck seitens anderer verspüre ich eigentlich nicht. Ich bin mein energischster Sklaventreiber und verordne mir (bisher) selbst meine Abgabetermine.

9.Du arbeitest sieben Stunden täglich an deinen Manuskripten, hältst Lesungen, führst selbst unzählige Interviews mit Autorenkollegen, schmeißt den Haushalt, kümmerst dich um deine beiden Kinder und hast auch einen Ehemann, der ebenfalls noch was von dir haben will. Wie schafft man es, das alles unter einen Hut zu bringen, ohne etwas zu vernachlässigen? Das erfordert doch bestimmt enormes organisatorisches Talent.

Ich war schon immer recht umtriebig – und schlicht zu faul um zehnmal aus dem Haus zu rennen für Besorgungen ;-) - ich organisiere meinen Alltag recht gut durch, überlege mir z.B. bei einem Termin, was ich auf dem Weg dorthin bzw. zurück noch erledigen kann. Allein das spart unheimlich Zeit. Ähnlich mache ich es auch mit der Hausarbeit.
Ansonsten kann ich mich auf meinen Göttergatten verlassen, der mich im Alltag wirklich tatkräftig unterstützt, überdies so manches Mal den Raubtierdompteur gibt und selbst zurücksteckt, wenn mich das Notebook nicht loslässt.
Und ich verzichte auf vieles, was früher selbstverständlich war. Fernsehen, lesen, dazu komme ich nur noch selten, und wie ich weiter oben schrieb, sind meine Hobbys bzw. der Zeitaufwand dafür auch reduziert.

10.Wenn du einen Nachmittag mit einer Person des aktuellen Weltgeschehens verbringen dürftest, wer hätte die Ehre?
Oh, uh, schwierig :-) Da fielen mir doch einige ein. Ich glaube David Garrett fände ich für´s Erste am Coolsten.

LiebeVivian , vielen lieben Dank für diese interessanten Fragen! Es war mir ein Vergnügen.

Liebe Grüße, Ivy


Nochmal ein dickes Danke schön an dich vom gesamten Lesewelt-Team!

Karin, Tasha und Vivian

Randy D. Avies

Hallo!

Ich durfte einen weiteren Autoren ein wenig löchern und bedanke mich ganz herzlich bei Randy D. Avies für die Zeit, die er mir geopfert hat. :)
Ich wünsch euch noch viel Spaß und einen schönen Abend!


1.Schreiben ist ein Handwerk, das man erlernen kann. Das ist allgemein bekannt, doch kann deiner Meinung nach, Fleiß und immerwährendes Schreiben auch Talent ersetzen? Manche setzen sich hin und schütteln einfach aus dem Nichts einen Bestseller aus dem Handgelenk, ohne jemals zuvor einen Schreibkurs oder Ähnliches besucht zu haben, während andere jeden Satz fünfmal umdrehen, bis sie endlich zufrieden sind. In welche Kategorie reihst du dich ein?


Die Autoren, die sich hinsetzen und einen Bestseller aus dem Ärmel schütteln können, die bezeichne ich als äußerst talentiert. Natürlich gehört auch ein gewisses Maß an Fleiß und eine Portion Disziplin dazu. Eine Geschichte im Kopf durch zu spielen ist einfach, doch sie hinterher genau wiederzugeben, ist eine Kunst für sich. Ich gehöre eher zu den Schreibern, die jeden Satz fünfmal umdrehen müssen und dann stimmt es immer noch nicht. Ich habe mit meiner Grammatik Probleme, daher die laufende Satzumstellung.

2.Die Qualität des Schreibens wächst nicht nur durch Fleiß, sondern auch durch Lebenserfahrung. Manche Autoren verwerten persönliche Erlebnisse auch in ihren Romanen. Wie ist das bei dir? Wie viel persönliche Erfahrungswerte stecken in deinen Büchern, oder trennst du das strikt voneinander und lässt deine Figuren ihre eigenen machen?


Erfahrungswerte, so denke ich, sind wichtig, und eine gute Portion an Fantasie sollte man auch mitbringen. Aber meistens entwickeln sich die Charaktere immer ganz anders, als man sie geplant hatte. So geht es mir zumindest. Ich versuche persönliche Erlebnisse und Fantasie strikt zu trennen, aber meistens schleichen dann doch kleine Wahrheiten in die Story und verschmelzen zu einer Geschichte. Nur ich weiß, was davon wirklich passiert ist und was meiner Fantasie entsprungen ist.

3.Lesen oder schreiben. Was kommt bei dir an erster Stelle?


Lesen.

4.Wie entsteht bei dir der Plot für einen Roman? Hast du einen Geistesblitz, von dem du dich einfangen lässt und dem du auf gut Glück folgst, oder setzt du dich hin und planst aus einer Idee ein kompaktes Gesamtpaket?


Schwierige Frage. Ich habe nicht die Plots, wie sie andere befallen. Meine Geschichten entwickeln sich größtenteils aus meinen eigenen Träumen. Eine Geschichte im Kopf durchzuplanen, dass schaffe ich nicht immer. Habe ich aber ein gutes Bauchgefühl und meine Träume im Hinterkopf, dann schreibe ich darauf los. Der Verlauf entwickelt sich, während ich tippe oder meine Entwürfe auf einen Block – nach altmodischer Art- aufschreibe. Also kann man dies nicht als kompaktes Gesamtpaket bezeichnen.

5.Viele schreiben ja erst mal für sich, im stillen Kämmerlein oder auf öffentlichen Plattformen. Wann und wie entstand bei dir der Wunsch, dich in professionelle Hände zu begeben und dich an einen Verlag zu wenden?


Ich bin leidenschaftlicher Leser. Irgendwann fing ich auch mit dem Schreiben an. Nicht im stillen Kämmerlein, wie das vielleicht viele machen, sondern ich ging gleich in die Offensive. Das war vor ungefähr sechs Jahren. Ich war zu der Zeit schon auf gewisse Plattformen unterwegs und stellte meine Werke einfach ins Netz. Irgendwann war der Wunsch nach einem eigenen Buch dann auch bei mir vorhanden.

6.Deine Schriftstellerkarriere nimmt jetzt richtig Fahrt auf. Dein zweites Buch wird bald rauskommen und soweit ich weiß auch ein Drittes. Macht dir der Gedanke Angst, dass der Bekanntheitsgrad mit jedem Buch wächst und dann noch mehr so Nervensägen wie ich daherkommen, die alle wissen wollen?


Ich mache mir da keine Gedanken darüber und lasse es einfach auf mich zu kommen. Wichtig ist für mich, ob Erfolg oder nicht, dass mich die Leser in guter Erinnerung behalten. Vor allem, dass man in ein paar Jahren sich an meinen Roman erinnert, wäre schön.

7.Welche Projekte planst du für die Zukunft. Hast du konkrete Pläne?


Geplant ist einiges. Aktuell schreibe ich an „Bruderliebe", die ich einem Verlag schicken möchte. Wird sie abgelehnt, kommt sie komplett als kostenlose Onlinegeschichte ins Netz. Zudem überarbeite ich ab Juli den dritten Teil meiner Romanserie „The Cut“, was mitunter mehr Arbeit macht, als das Schreiben selbst. Im Herbst plane ich eine Fußballstory. Ich habe so einige Ideen im Kopf.

8.Wie sehr soll oder darf man sich als Autor vom Stil eines anderen beeinflussen lassen. Wenn ich so manches Buch lese, habe ich oft das Gefühl, den Abklatsch eines anderen Bestsellers zu lesen, was nicht automatisch damit zusammenhängen muss, dass jemand kopiert. Oft liegt dem nur maßlose Bewunderung zugrunde und der Wunsch genauso gut zu sein. Wie kann man das verhindern und seinen eigenen Stil entwickeln?


Dieses Problem habe ich zum Glück nicht. Ich habe meinen ganz persönlichen Stil. Bis jetzt hatte es noch kein Autor geschafft, dass ich beeinflusst werde. Sollte es einmal der Fall sein, wäre das mein schreiberisches Ende.


9.Für einen Verlag zu schreiben ist ja was anderes, als für eine öffentliche Plattform, wo man selbst entscheiden kann, wie und wann man seine Texte online stellt. Ist es schwieriger für dich unter einem gewissen Zeitdruck zu schreiben. Selbst der flexibelste Verlag muss ja planen und muss sich daher auf gewisse zeitliche Rahmenbedingungen verlassen können.


Allerdings. Ich kann nicht unter Zeitdruck schreiben, da geht bei mir die Muse verloren. Von daher mache ich weder bei Wettbewerben noch bei Anthologien mit. Jedes Mal, wenn ich es mir vorgenommen hatte, fiel mir nichts dazu ein. Was mein Verlag angeht, da kann ich den Zeitplan einhalten. Die Geschichte ist schon fertig und muss nur noch überarbeitet werden.

10.Mit welcher Person aus dem aktuellen Weltgeschehen würdest du gerne einen Nachmittag verbringen?


Da gibt es einige und das würde hier den Rahmen sprengen.


Vielen Dank nochmals an Randy für dieses tolle Interview. Das Lesewelt-Team wünscht dir noch viel Erfolg mit deinen Neuveröffentlichungen und wir hoffen, das dich deine Träume niemals verlassen.

Karin, Tasha und Vivian